Jana Griess lebt in Köln und arbeitet freischaffend als Tänzerin, Choreografin und Dramaturgin und agiert performativ und choreografisch seit 2007 auf kleinen und großen Bühnen aber auch im Museum, Film und in alternativen Räumen. Seit 2019 ist sie auch Dramaturgin. Sie studierte Bühnentanz (MA) und Solotanz (Postgraduate) an der Folkwang Universität der Künste in Essen 2002- 2007 und schloss einen Master der Tanzwissenschaft an der Hochschule für Musik und Tanz Köln 2022 ab. Sie war mehrfache Stipendiatin des Deutschlandstipendiums und erhielt u.a. ein Stipendium der Stiftung Tanz, des internationalen Sommerlabors im Mousonturm Frankfurt, das Stipendium Distanz Solo, Take Heart in Kooperation mit dem FFT Theater, das online Stipendium von nota e.V. und ein 6-monatiges Auslandsstipendium des MFKJKS.

Ihr Schaffen umfasst Choreografie, Textarbeit verschiedener Art einschließlich Audiodeskription und die performative Arbeit. Sie interessiert sich zudem für kuratorische Prozesse, in denen sie die gegensätzlich erscheinenenden Formate von Ausstellen vs Aufführen als produktive Reibung wahrnimmt.

Ihre Arbeitsmethoden wachsen mit jedem Vorhaben und nutzen meist Übersetzungsprozesse von Schrift in Bewegung, von Bewegung in Zeichnung und vice versa und sind geprägt von der Suche nach Zugängen zu körperlichem Wissen. Seit 2010 entstehen Stücke, in denen ihre choreografische Arbeit eng mit dem eigenen performativen Erfahrungsschatz verwoben ist. 

Erste Publikationen machte sie in dem Journal der HfMT nach ihrem Studium, sowie beim Kolumba Museum, in einem noch nicht erschienenen Band. Ihre Textarbeit wurde von Kuratorin Leonie Radine zitiert.

 

 

Als Teil der Kompanie „Neuer Tanz“ trat sie ab 2008 einige Jahre in Werkschauen des Künstlers VA Wölfl im Marstall Schloss Benrath Düsseldorf aus und tourte zu Festivals, wie u.a. „Rencontres choreographiques internationeles de Seine-Saint Denis“/ Paris, „Kunsten Festival des Arts“/ Brüssel, „Tanz im August“/ Berlin und „DANCE“/ München. Hier lernte sie Bühnenformate kennen, die den Tanz quasi einer Zerreißprobe unterziehen. Sie tanzte in diversen Repertoirestücken, in denen sie auch mit Stimme und Instrumenten agierte und gestaltete den kreativen Prozess verschiedener neuer Stücke mit.

 

Sie verließ die Kompanie um fortan frei zu arbeiten und eigene künstlerische Ansätze zu verfolgen. In dem Duo „Jour variable“ untersucht sie seit 2010 gemeinsam mit dem Komponisten Luís Antunes Pena das Potential des Konzertes als Aufführung und baut gemeinsam mit Pena raumgreifende Instrumente, die der Sichtbarkeit von Klang nachgehen und das Verhältnis von Tanz und Musik aufmischen. 2010 arbeitete das Duo als Gastkünstler am „ZKM“ Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe. Mit einer Förderung der European Cultural Foundation begaben sie sich auf eine Reise und Suche nach Klängen Europas. Sie stellten field recordings her, die Grundlage einer choreografischen und kompositorischen Auseinandersetzung für die Bühnenarbeit waren. „Jour variable“ entwickelten außerdem die Soli „Lied vom Staub“ (QaH Köln und Festival Musica Viva Lissabon) und „Resonant Bodies“ (QaH Köln) für Tanz und Live-Elektronik und die Installation „Strings“ (Centre Court Festival, Köln und Audio Foundation, Auckland). In dem Duo bewegt sich Jana Griess zwischen Bühne und Installation und schafft Stücke, die sowohl als Tanzstück als auch als Konzert verstanden werden können. Der Bau eines Instrumentes, das durch Tanz zum Klingen kommt ist die künstlerische Praxis. 2017 erhielt sie ein Auslandsstipendium des MFKJKS und lebte und arbeitete in Porto, wo sie am choreografischen Zentrum Instável in Residenz war. Sie realisierte den choreografierten Audiospaziergang „Walk about“, der beim Festival „Soundscapes“ als Audioversion in Lissabon zu hören war.

 

Das Projekt „Konvolut – Archivieren Aktivieren“ ging 2022 aus dem Forschen in Archiven und an archiviertem Tanz hervor, ich arbeitete mich hierfür in die Software „nota“ ein und konnte diese während der Pandemie als digitale Performance inszenieren. Hierraus resultierte eine Lecture Performance, die unter dem Titel „archiving thumbs“ meinen digitalen nota-Raum mit dem „At work Lecture Dance“, einer performativen Auseinandersetzung mit köperlichem Erinnern im Documenta Archiv in Kassel präsentiert wurde. Tabea Lurk, Kunsthistorikerin mit Spezialisierung in Dokumentation und digitaler Archivierung, verwendete diese Performance als Teil ihres Vortrags "Archives in Practice" 2023 in Wien.

 

 

Sie agierte wieder und wieder an der Schnittstelle Museum/Tanz und war damit Teil der „Dokumenta“ 2007, der Wanderaustellung „MOVE- Choreografing You“ in der Kunstsammlung NRW, sowie der Ausstellung „Kunst und Choreografie“ im Kolumba Museum. In Performances von Trisha Brown, von Xavier Le Roy/ Mårten Spångberg und von Richard Tuttle wuchs die Auseinandersetzung mit der Publikumsbegegnung auf Augenhöhe. Sie arbeitete choreografisch mit dem Künstler Nick Mauss im Museum Ludwig zusammen, um ihre Erfahrung einzubringen und den Tanz als raumzeitliche Intervention im Museum zu verhandeln.

2021 konzipierte sie im Kolumba Museum für vier Skulpturen im Foyer das choreografierte Score, „Swinging Sculptures“, als bewegte Praxis des Ausstellens und als Tanz im Inneren des Museums. Nach dieser Handlungsanweisung bewegte sie über mehrere Monate 2021 auch während der Pandemie im Kolumba Museum gemeinsam mit den Technikern vier Skulpturen schrittweise durch das Foyer. Die choreografische Intervention und künstlerische Recherche fließt durch einen Beitrag in eine Publikation des Museums zu der Ausstellung mit ein. Sie wirkte mit Text und Bild an der Publikation zu dem Künstler Heinz Breloh mit.

 

Als Dramaturgin übernahm sie 2022 die Probenleitung und Co-Dramaturgie bei der Arbeit "Do White" von miu im FFT Düsseldorf und wirkte hier auch bei der Umsetzung der offenen Audiodeskription des Tanzstücks mit. Es folgten eine Zusammenarbeit für die szenische Lesung "Do white Ex" und für den aktuellen Prozess für die tastbare und auditive Installation "train train 1/3". Als Dramaturgin und Co-Choreografin erarbeitete sie 2023 mit Gitta Roser die installative Performance "hush".

 

November 2023 kommt im Tanzhaus NRW das Stück "reversed piece" zur Aufführung, für das sie gemeinsam mit Julia Mota Carvalho und Martin Rascher (performing:group) die künstlerische Leitung inne hat. Sie übernimmt im Tandem mit Julia Mota Carvalho Regie und Choreografie für die neue Produktion.

Aktuelles:

 

2024

 

23.06.24

bespoke - Architektur einer künstlerischen Audiodeskription

sharing & Performance

FWT Köln

 

15.-17.03.24

Reversed Piece

FELD Theater für junges Publikum Berlin

 

13.03.24

Reversed Piece

Theater der Jungen Welt Leipzig

 

23.11.23 Tastbare, auditive Stadtraumszene "train train 1/3" im FFT Düsseldorf

 

17.11.23 "Reversed Piece" UA Festival takeoff

Tanzhaus NRW Düsseldorf